01.07.2016, Volksparkstadion Hamburg
Das Volksparkstadion wird zur Tanzfläche an diesem Abend. Frontman Chris Martin hat so viel Energie und Spaß auf der Bühne, das es ansteckt. Gleich zum Auftakt zu „A Head Full of Dreams“ rennt er den langen Steg in die Menge hinab. Die Menge steht, klatscht, jubelt. Schon läuft die Party. Mit Vollgas von 0 auf 100.
Für sie ist selbst die Barclaycard-Arena zu klein: Coldplay brauchen Platz, Coldplay brauchen Feuerwerk, Coldplay brauchen tonnenweise Konfetti!
Die Britpopper haben am Freitag im Volksparkstadion eine farbenfroh-emotionale Über-Show abgeliefert.
Ja, ja: Die neuen Alben sind nicht mehr dasselbe wie früher. Die Songs haben kaum noch Tiefgang. Ist das überhaupt noch Kunst?
Die Musikkritiker haben in den vergangenen Jahren kaum noch etwas Gutes über Chris Martin (39) und Co. zu sagen gehabt. Aber wir sitzen auch nicht zu Hause mit unserer Plattensammlung, sondern springen im Stadion auf und ab. Und genau hier sind Coldplay gut – sehr gut sogar!
Im regenbogenfarbenen Konfettiregen sprintet Martin über den Steg vor der Hauptbühne (es gibt drei). Die vorher verteilten Armbänder der Fans leuchten im Rhythmus der Musik, die Menge brennt grün-lila-rot. Schon beim ersten Ton steht die gesamte Arena – bis zur letzten Reihe unterm Dach. Denn jetzt sind eh alle eins – alle „Yellow“, denkt man, während Martin den Hit anstimmt und die Armbändchen – na klar – gelb leuchten.
Überblenden die Gimmicks, die Pyrotechnik und das wirklich sehr reichhaltig vorhandene Konfetti die Schwächen der neueren Songs? Ja. Stört das hier irgendwen? Nein! Denn spätestens als Martin auf dem Rücken ausgestreckt „Fix You“ singt, liegen ihm alle mehr zu Füßen als er ihnen.
„Brexit Refugees Welcome“ hält ihm jemand auf einem Schild entgegen. „Komm doch zu uns, bleib hier, wir ‚fixen‘ dich“, rufen die Fans ihm mit jeder Faser zu.
Doch der Abschied naht. Egal, das Leben ist schön, „Viva la Vida“, bunte Ballons und Freudentanz.
„Coldplay werden niemals cool sein“, hat Martin mal in einem Interview gesagt. Aber wen interessiert schon cool, wenn man das hier haben kann?
Text: Hanna Zobel, https://www.mopo.de/hamburg/ausgehen/musik—partys/coldplay-im-volkspark-ueber-show-mit-viel-konfetti–24328982
Fotos: Mike Rupprecht
Setlist
1. A Head Full of Dreams (extended intro)
2. Yellow
3. Every Teardrop Is a Waterfall
4. The Scientist
5. Birds
6. Paradise
7. Always in My Head
8. Princess of China
9. Everglow
10. Clocks
11. Midnight
12. Charlie Brown
13. Hymn for the Weekend
14. Fix You
15. Heroes (David Bowie cover)
16. Viva la Vida
17. Adventure of a Lifetime
18. Shiver
19. Til Kingdom Come
20. Amazing Day
21. A Sky Full of Stars
22. Up&Up
Ticketpreis: ziemlich happige 108,90€ (Collector-Ticket, Südtribüne Block 12A, Reihe: 2) – aber Augen zu und glücklich 🙂