Laphroaig

sprich: la frrreug

rrr meint das typisch schottisch rollendes R 🙂 Es ist durchaus denkbar, dass die Insel Islay die eigentliche Wiege der Whiskybrennerei in Schottland ist. Schon seit dem 19. Jahrhundert sind die meisten Islay Malts berühmt für ihre Rauchigkeit.

Die Destillerie wurde offiziell 1815 von den beiden Brüdern Donald & Alex Johnston gegründet. Laphroaig ist gälisch und bedeutet etwa soviel wie die kleine Niederung an der großen Bucht. Ihr Vater, John Johnston, errichtete eine der beiden illegalen Brennereien, der späteren Lagavulin Distillery. Zudem gab es von 1837 bis 1848 noch eine zweite Destillerie – Ardenistle. Viele der Gebäude bei Laphroaig stammen noch aus der alten Zeit.

Eine Geschichte rankt sich zudem um den Laphroaig: durch die amerikanischen Prohibitionsgesetze (1920-1933) mussten die meisten Brennereien in Amerika schließen – die Zeit der Schwarzbrenner und Whiskyschmuggler erreichte ihren Höhepunkt (Al Capone…). Eine amüsante Auslegung der Gesetze bescheinigte dem Laphroaig seinen Export in die USA – aufgrund seines hohen Gehalts an Phenol konnte er als Medizin verschrieben werden….

You love it or you hate it

Es sind schon 5 oder 6 Jahre her, da bekam ich zu Weihnachten eine Flasche Laphroaig 10yr geschenkt. Als ich die Flasche dann am Abend öffnete und mir ein Glas einschenkte, meinten meine Kinder “iiihhh, das stinkt. So was kann man doch nicht trinken.” Doch – man kann. Der Geruch verbreitet sich im ganzen Raum und hängt einem ja förmlich in der Nase. Und dieser Geruch hat sich tief eingeprägt. Ich brauche nur die Augen zu schließen und an den Laphroaig zu denken – da findet man Jod, Leder, Teer und Phenol. Jetzt mag sich mancher denken – und was hat das mit Whisky zu tun und warum in aller Welt trinkt man etwas, was nach Krankenhaus und Verbandszeug riecht???

Und genau an diesem Punkt scheiden sich die Lager. Der alte Werbespruch “You love it or you hate it” trennt die Liebhaber der schwach getorften Speysides von den seebärigen Islay Malts. Kaum ein Malt ruft so unterschiedliche Emotionen hervor wie ein Laphroaig. Die Reifung in Bourbon-Fässern mitten im rauen Klima der Insel verleiht dem Whisky seine Andersartigkeit.

Schließe die Augen und probiere einen kleinen Schluck: die Wellen klatschen an die Steine in der Bucht, die Gischt spritz hoch. Bei hohem Wellengang werden die Lagerhäuser vom Wasser umspült. Man spürt den bissigen Rauch des Torfes, die salzige Seeluft und die kreischenden Möwen. Es riecht nach Öl, Teer und frischer Farbe der bunten Fischerboote. Das ist Schottland aus dem Bilderbuch. Schlucke ihn herunter und ein Feuer beginnt zu brennen. Dunkelrote Flammen züngeln, es knistert und mit lautem Knacken zerspringt das glühende Holz. Dieser Geschmack im Mund hält die nächsten Stunden an und wird sich im Gedächtnis einprägen.
Lasse das Glas stehen und gehe ins Bett – am nächsten Morgen: Nimm das Glas und tauche deine Nase tief ein – und du wirst es immer noch riechen – den Torf, das Phenol. Das geschieht mit kaum einem anderen Whiskyglas. Das ist Obsession 🙂

Doch zurück zur Realität: als zweifacher Goldmedaillen-Gewinner wurden der 10yr, 15yr und 30yr Laphroaig und der 10yr Laphroaig Cask Strength und der Laphroaig Quarter Cask ausgezeichnet – zudem auch noch eine der höchsten Auszeichnungen, die “Distiller of the Year”. Sag ich doch, you love it or you hate it….

Quarter Cask

Laphroaig wagte ein Experiment – und das Ergebnis überraschte. Normalerweise reifen die Laphroaig Malts in großen gebrauchten Bourbonfässern. Sie sind für die Reifung und den Transport einfach rentabler. Das war aber nicht immer so. Im 19. Jahrhundert nutzte man kleinere Fässer. Diese waren viel praktischer, da man den Whisky mit dem Boot aufs Festland und dann weiter durch die Highlands mit Pferd oder Maulesel transportieren musste.
Man stellte also fest, dass aufgrund des kleineren Volumens der Viertelfässer der Kontakt mit der Holzfläche um bis zu 60% größer ist. Dies führt natürlich zu einer Intensivierung des Reifeprozesses und einer Veränderung im Geschmack. So beschloss man wieder kleinere Fässer aus Eichenholz herzustellen und füllte nach einer gewissen Zeit den (noch nicht fertigen) Laphroaig aus den großen Fässern in die Quarter Cask um. Nun erfolgte eine weitere Reifezeit – natürlich im original Lagerhaus Nr. 1. Der Geschmack zeigt also deutlich mehr Reife und den süßlichen Eichen-Charakter als der normale 10-Jährige. Um noch mehr an den ursprünglichen Charakter heran zu kommen, wird der Laphroaig Quarter Cask nach traditioneller Art gefiltert und mit einem höheren Alkoholgehalt abgefüllt. Das Ergebnis ist wunderbar: ausgeglichen, anfangs süß (malzig, Honig, Vanille), im Abgang der typische Laphroaig – Rauch, Torf, Seegras, Teer – na ja, wie eben Medizin schmeckt….

929,03 cm² square foot of Islay

Friends of Laphroaig

1994 entschloss man sich einen weltweiten Laphroaig-Club namens „The Friends of Laphroaig“ ins Leben zu rufen. Es fing mit einem einfachen Anmeldeformular an, das jeder Tube Laphroaig beilag. Alle neuen Mitglieder werden in große, ledergebundene Bücher eingetragen. Diese können im Büro der Destillerie eingesehen werden.

Einst mussten die Johnston-Brüder um ihre wertvollen Wasservorräte kämpfen, bis man sich entschloss das gesamte Land um die Destillerie zu kaufen. Und heute – beschloss man, dass jeder “Friend of Laphroaig” (lebenslang) seinen persönlichen „square foot“ von Islay, also einen Teil dieses Landes, haben sollte. Jedes einzelne Grundstück ist registriert, man bekommt eine Urkunde mit Nummer seines Plots. Natürlich kann man es besuchen und seine “Miete” kassieren – in Form einer Laphroaig Miniatur.

Eigentlich geht es aber um mehr, als um einen Quadratfuss Land – es geht um die Gemeinschaft. Und gerade heute, in Zeiten des modernen Internet, ist es so einfach, ein Teil der weltweiten Laphroaig-Community zu sein.

… und so einfach wird man ein FOL 

Laphroaig monthly photograph contest

… and the winner for july 2007 is 🙂