Johannes Reitz

vulgo Ha(a)rbacher Hannes

Johannes REITZ wurde am 15.08.1769 in Grünberg-Harbach geborenen. Sein richtiger Name war REITZ, nicht Reis – wie PFISTER schrieb. GROLMAN nannte den richtigen Namen und auch in den Kirchenbüchern ist er mit “tz” aufgeführt.
Laut den Kirchenbüchern des Kirchspieles Wirberges (zwischen Grünberg und Reiskirchen) ist erm am 15. August geboren und nur einen Tag später getaft worden. Sein Taufpate war ein Johannes Clös. Im Verzeichnis der Konfirmanden Harbachs aus dem Jahre 1784 geht hervor, daß Johannes Reitz in diesem Jahr konfirmiert wurde. Über eine mögliche Heirat findet sich kein Eintrag. Auch über seinen Tod ist nichts vermerkt.[1]

Signalelement

Er ist über 50 Jahre alt, ohngefähr 5 Fuß 2 Zoll groß, von starkem plumpen Körperbau, hat schwarzbraune Haare, niedrige Stirn, blaugraue Augen, eine dicke, etwas eingedrückte aufgestutzte Nase mit weiten Öffnungen, mittelmäßigen Mund mit etwas aufgedrungenen Lippen, rundes gespaltenes Kinn, rundes volles Gesicht, starke Backen-Knochen, bräunliche Farbe. Zischt etwas beim Sprechen.

Er gehörte zu den vollendetsten Gaunern und hat sich, so oft er auch schon verhaftet gewesen, jedesmal wieder in Freyheit zu setzen gewußt. Er ist aus dem großherzogl. hessischen Amte Grünberg gebürtig, zog sonst vornehmlich in der Wetterau und dem Isenburgischen umher, und führte zum Schein einen Handel mit Zunder. Er hat nacheinander mehrere Beyschläferinnen gehabt, unter anderen die Elisabeth Mahler von Winnerod und Magdalene Bender.[2]

So könnte er ausgesehen haben – Phantombild des Johannes Reitz. 
Zeichnung von Bernd Schwarz

Insgesamt werden Johannes Reitz vom Hofgerichtsrat GROLMANN 21 Straftaten angelastet.

Beraubung eines Frachtwagens bei Friedberg [1807]

Jonas Hoos und der Haarbacher Hannes waren 1807 in Freidberg bei einem Schlosser. Hier wollten sie Pistolen kaufen und reparieren lassen. Abends sahen sie einen beladenen Frachtwagen vor einem Wirtshaus stehen. Der Fuhrmann spannte gerade die Pferde aus und brachte sie in den Stall. Diese Gelegenheit benutzten Hoos und Reitz und schnitten eine Tasche sowie ein Paar Stiefel von dem Wagen ab. In der Tasche fanden sie 140 Taler in preußischer Münze, zwei Fuhrmannskittel und ein Hemd und sonstige Kleinigkeiten.

Weitere Beraubung von Frachtwagen zu Wolfshausen

Nach obigem Diebstahl zogen die Diebe (Jonas Hoos und Martin Knaus von Diedelsheim vulgo Mühlarzt) auf einen Strauß in die Gegend von Marburg aus. In Wolfshausen fanden sie mehrere Güterwagen auf der Landstraße. Es war Wache dabei, und von den geladenen Effecten ließ sich nichts, was sie brauchen konnten, in der Geschwindigkeit hinwegbringen. Sie begnügten sich daher mit den aufgebundenen Habseligkeiten der Fuhrleute. Nach dem Geständniß Hoosen’s namen sie 3 Fuhrmanns-Röcke und 8 Säcke. Der Wirt, vor dessen Haus die Wagen hielten, und den Schaden mit tragen mußte, gibt an, daß auch noch Stiefel und einige sonstige Kleidungsstücke entwendet wurden.

Qualificierter großer Diebstahl zu Haarbach, Unterförster Müllers Wittwe [Frühjahr 1807]

Die Diebe Jonas Hoos, Peter Görzel vulgo Heiden-Peter und Johann Georg Wehrt vulgo Speckbart, hatten die seltene Kühnheit, diesen Einbruch füh abends zu verüben, als noch alle Leute im Dorf munter waren. Die Hausfrau und ihr Sohn waren zu Anderen spinnen gegangen, und hatten das Haus verschlossen. Die Diebe hatten sich aber auf den Fall des Angriffs mit Degen und Pistolen vorgesehen. Das Haus wurde ausgeleert und selbst das Bett mitgenommen. Einen verschlossenen Koffer trugen sie in den Garten und schlugen ihn mit Steinen auf. Porcellan und was sie nicht mitnehmen mochten, wurde zertrümmert. Der Werth des Entwendeten, ohne den sonstigen Schaden, ist eidlich erhärtet auf 104 fl., 2 kr.

 


Quellen: 
[1] S. Schepp, Harbach
[2] C.P.T. SCHWENKEN, Aktenmäßige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabundengesindel, Cassel 1821