COLDPLAY – Viva la Vida Tour 2008

02.09.2008, Mannheim SAP Arena

Unglaublich – das sind nicht nur die Worte von Chris Martin am Ende der Show. Nein, es ist keine Show – es ist eine riesengroße Party, die wir erleben. Aber der Reihe nach… 21:16 Uhr – nach dem Auftritt, einer für meinen Geschmack ziemlich uninteressanten Vorband (Albert Hammond jr.), geht endlich das Licht aus.

Genauso wie die Musik mit «Life in Technicolor» langsam lauter wird, gehen die Spots hinter einem dünnen schwarzen Vorhang an. Coldplay steht mit dem Rücken zum Publikum und langsam dreht sich einer nach dem anderen um. Grelles Licht blitzt auf und der Vorhang schwebt nach oben – und mit ihm tausende Hände – und sofort steigt es hoch, das Kloß-im-Hals-Gefühl – es ist einfach unfassbar. Schon beim ersten Song «Violett Hill» wird kräftig mitgesungen und die Bühne ist in blutrotes Licht getaucht, grüne und gelbe Laserstrahlen streifen umher.

Beim legendären «Clocks» sucht Chris Martin das erste mal den engen Kontakt zum Publikum. Auf dem, in den Innenraum hineinragenden Steg, ist er ganz nah – springt, zappelt und heizt das Publikum an. Und es ist ihm ein Leichtes. Nach «In My Place» folgt das neue «Cemeteries of London». Beim Refrain hat Coldplay natürlich wieder das gesamte Publikum hinter sich. Eine durchweg perfekte Lightshow flutet jetzt die Halle in gelbes Licht – Yellow. Auf der nun offenen Videoleinwand erscheint das Publikum im Innenraum. Das hat es auch verdient, denn Chris hält das Mikrofon zu „You know I love you so“ ins Publikum – es läuft mir kalt den Rücken herunter.

Mit dem sehr gefühlvoll beginnenden «42» geht es weiter. Chris sitzt in violettes Licht getaucht am Keyboard. Natürlich kommt auch der Klassiker «Speed of Sound». Beim «Chinese Sleep Chant» drehen sich große rote Papierbälle über der Bühne. Weniger gefallen hat mir die Version von «God Put a Smile On Your Face» Grandios dagegen wieder «The Hardest Part« – Chris Martin spielt es allein auf einem weiten Ausläufer der Bühne mitten im Publikum. Nur ein Spot zeigt auf ihn. Nach «Lost!» scheint mit «Viva La Vida» zunächst ein Höhepunkt erreicht. Man merkt eindeutig, dass es wohl der bekannteste Song aus dem neuen Album ist. Die Menge beginnt zu tanzen, streckt sich förmlich nach oben und man sieht nur noch Arme.

Zum ersten Mal verabschiedet sich Coldplay und das Licht geht aus. Natürlich glaubt keiner daran, das Publikum ist so aufgeheizt und der Chorus tönt auch ohne Musik weiter. Während die Menge sich langsam wieder beruhigt rennen Coldplay von der Bühne zum anderen Ende der Arena um im Oberrang wieder aufzutauchen. Nur im Spotlicht stehen die Vier am Rang 211, sozusagen unplugged, nur mit Gitarre, Mandoline und Mundharmonika. The Scientist wird vom Publikum grandios getragen und Zeilen wie „Nobody said it was easy, oh, it’s such a shame for us to part“ überlassen sie uns ganz allein. Gänsehaut geht auch ganz ohne Klavier. Das folgende «Death Will Not Conquer» findet man auf keiner CD. Als einen besonderen Dank an ihre Fans hat Coldplay diesen Song beim Auftakt ihrer Tour veröffentlicht. 

Die erste Zugabe beginnt mit Politik. Zu den sanften Klängen ist die Bühne ist in weiches, rotes Licht getaucht, blaue Spots mischen sich von oben. Grelles Licht blitzt zu den harten Anschlägen des Refrains auf. Ergreifend – hämmernde Anschläge des Klaviers, in blutrotes Licht getaucht und ein Chris Martin, der mit der Nase fast die Tasten berührt. «Lovers in Japan» – kurze Videosequenzen laufen auf der Leinwand und Coldplay scheint sich noch einmal zu steigern. Chris Martin läuft ins Publikum, reißt die Arme nach oben und plötzlich flattern tausende von Papierschmetterlingen von der Decke durch Halle. Die Menge tobt und es regnet immer mehr Schmetterlinge. Mit den fulminanten Klängen von «Death and All his Friends» verabschiedet sich Coldplay für diesen Abend. Was für ein wunderschönes Bild, alle Vier – Arm in Arm – sich tief vor dem Publikum verbeugend.

Ubnd wieder einmal ist es dunkel. Doch damit gibt sich noch keiner zufrieden. Die Party geht weiter, auch wenn die Crew schon anfängt, die Mikros einzusammeln und die Boxen wegzufahren. Das Publikum feiert sich selber und immer wieder wird das „Viva-La-Vida Ouoouoouooouo“ angestimmt – und es dauert ganze 5 Minuten, dann kommen sie zurück auf die Bühne. Und jetzt gipfelt der Abend in den wahren Höhepunkt – «Fix you». 13.000 Stimmen tönen „Lights will guide you home and ignites your bones …“ – Chris lehnt sich zurück und lässt die Menge singen – die Antwort von ihm ist der schönste Dank ans Publikum – „unglaublisch“ – wer hier noch keine Gänshaut hat….

Keine Ahnung, ob es Tränen oder Schweißperlen sind – es ist mein persönliches Highlight und zugleich das Ende eines unglaublichen Abends. Bis auf Strawberry Swing haben sie alle Songs des neuen Albums gespielt. Beflügelt von der Musik, durchgeschwitzt, mit rauher Stimme und weichen Knien machen wir uns auf den Weg zum Ausgang. Neben Keane war das eines der emotionalsten Konzerte.

Achso, ganz zum Schluß noch: Von den 64 Euro (Inenraum) war es jeder einzelne Cent wert – Coldplay zu sehen, zu erleben. Es war wirklich „unglaublisch“ … (Zitat: Chris Martin)