Hesse und der Herbst
Der Herbst und Hermann Hesse gehören für mich zusammen. Keine Jahreszeit fasziniert mich so wie der Herbst. Die Kraft der Sonne lässt nach, die Tage werden kürzer. Nur im Herbst gibt es dieses Licht – am Morgen, wenn die Sonne aufgeht, die Landschaft im Nebel liegt. Es ist ein Kampf der Sonnenstrahlen gegen die Feuchtigkeit der Nacht, es ist ein Kampf – das Grün der Blätter weicht und geht auf in den schönsten Farben. Bevor es welkt, bevor es stirbt. Es ist wie ein letztes Aufbäumen, ein zufriedenes Danke an den gehenden Sommer, ein prächtiges Schmücken zum Abschied – vor der kommenden Kälte. Nur im Herbst gibt es diese Wolken. Wenn der Wind durch die Landschaft fegt, die grauen Wolken treibt und aufräumt. Nur im Herbst gibt es diese Farben, nur im Herbst gibt es diesen Geruch…
Und zu diesem Herbst passen so viel Zeilen, Gedanken von Hesse. Da sind die bekanntesten (an die jeder sogleich denkt) – «Stufen» und «Im Nebel» – aber da gibt es noch so viel andere schöne Gedichte. Traurige, zweifelnde und melancholische Worte, Geschichten voller Sehnsucht, Liebe und Erinnerung. Das ist mein Hesse – und nirgendwann anders passt er so – wie zum Herbst.