Tänzerin

08.Juli 2016, Wandelhalle Bad König

15july008

„Die Tänzerin” als umjubelte Zugabe
Von Gabriele Lermann
http://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/bad-koenig/die-taenzerin-als-umjubelte-zugabe_17074382.htm
Ulla Meinecke überzeugt beim Auftritt in Bad König mit Stimme, Vielseitigkeit und Ausstrahlung

BAD KÖNIG – „Ulla Meinecke Band”, so titelt das jüngste Projekt der Liedermacherin und Sängerin. Am Samstag präsentierte sie es in der voll besetzten Wandelhalle mit den Multi-Instrumentalisten Ingo York und Reinmar Henschke. Seit 40 Jahren bereits begeistert die Vollblut-Musikerin wie Poetin ihr Publikum mit starker Stimme und emotionalen Texten mit Tiefgang. Ihre große Kunst ist es, Worte mit Musik zu verbinden. Und das präsentiert Ulla Meinecke ihrem Publikum mit starker Stimme und großer Ausstrahlung.

Immer wieder ist es die Liebe, die Meinecke zu ihren Texten bewegt, ohne dabei auf kitschige Klischees zurückzugreifen. Liebe hat in ihren Texten so viele Gesichter wie das Leben selbst, was ihren Liedern eine berührende, aber nicht rosarote, eben eine sehr authentische Note verleiht. Besonders in den Titeln „Wenn zwei sich verstehen”, aber auch „Bin ich zu leise” oder „Ein Schritt voraus, zwei zurück”. Oder „Schlaf”, der Song, der sich den Sehnsüchten nach Mitternacht widmet. Auch andere Sehnsüchte kamen zum Tragen, in Liedern, die vor 30 Jahren zu Hits wurden, wie „Schlendern ist Luxus”. Die Sehnsucht nach der Weite des Meeres besang Meinecke in Erinnerung an ihren herausragenden Musikerkollegen Rio Reiser. „50 Tipps ihn zu verlassen”, ihre berühmte deutsche Version der „50 ways to leave your lover” fehlte ebenso nicht.

„Ich bin zu alt”, mit diesem Song bewies die bald 63-Jährige Humor, ein grotesker Spiegel zur „Anti-Aging-Gesellschaft”. „Der 30. Geburtstag gilt heute bereits als erste Nahtod-Erfahrung”, scherzte die Künstlerin zum Song.

Überhaupt zeigte sie sich immer wieder zwischen den Titeln als charmante Erzählerin. Noch nie sei sie im Odenwald gewesen, einem so „schnuckevollen Ort”, der zeigt, wie sich Amerikaner oder Japaner Deutschland wohl vorstellen. Sie erzählt vom Stress, dem die junge Generation unterliegt, in der nur die Bilder und Medien zählen, die eigene Präsentation nach außen mehr bewegt als das Leben selbst: „Was wirklich passiert, ist ihnen Wurst.”

Auch mit großen Cover-Songs wie dem irischen Folk-Song „The star of the county down”, „Walking in Memphis” oder „Grateful moon” weiß die Interpretin umzugehen. Mehrere Keyboards um Reinmar Henschke, der Bass und mehr bei Ingo York, die beiden Musiker, mit denen Meinecke über das aktuelle Projekt hinaus bereits seit gut zehn Jahren zusammen arbeitet, sorgten als Multitalente für einen satten Sound, der eine mehrköpfige Band nicht missen ließ.

Das Sahnehäubchen, das bei keinem Meinecke-Konzert fehlen darf, hob sich die Sängerin für die krönende Zugabe auf: Ihr Erfolgssong „Die Tänzerin” hat bis heute nichts an Charme und Reiz verloren.